Dein Aufschlag im Bewerbungsmatch

Stellenausschreibungen richtig lesen und beantworten

(c) Canva

Ein Bewerbungsverfahren ist wie ein hochklassiges Match. Du musst trainieren, um richtig gut darin zu werden und brauchst Ausdauer. Wenn du ein paar Grundregeln beachtest, bist du schon bereit für den ersten Aufschlag zum Matchgewinn.

Die nächste Bewerbung, und die nächste und die nächste …. und ich bekomme keine Einladung zum Interview! Nicht einmal eine Absage habe ich auf meine letzte Bewerbung erhalten, ich bin echt frustriert!“ Dieses Gefühl der Ablehnung kennen Berufseinsteiger*innen ebenso, wie jene, die einen Job- und Branchenwechsel anstreben, oder den Wiedereinstieg planen.

Uniport-Karriereberaterin Andrea empfiehlt ihren Kund*innen, die Bewerbung als ein Spiel zu betrachten. Jeder hat mal den Aufschlag zum Game – einmal das Unternehmen, das eine Jobausschreibung veröffentlicht. Dann bist du am Zug: Du bereitest eine passgenaue Bewerbung für den Traumjob vor. Du sorgst also dafür, dass deine Skills, Kompetenzen und Erfahrungen im bestmöglichen Licht und Kontext strahlen.

► Schritt 1:  Analysiere die Jobausschreibung

Wer wird gesucht? Welche Aufgaben und Tätigkeiten werden beschrieben? Welche Ausbildung und Vorqualifikationen erwartet man? In jeder Annonce findest du die wichtigsten Infos, die dir einen Überblick geben: Jobtitel und Position, das Aufgabengebiet, der Arbeitsbeginn, ob die Anstellung befristet oder unbefristet ist, flexible Dienstzeiten und Homeoffice, Extra-Goodies wie Bildungsprogramme oder die Kantine. Besonders wichtig: Checke ganz genau, was du mitbringen sollst.

Markiere alle Muss-Kriterien. Formulierungen wie „Wir erwarten …“, „Voraussetzung ist …“ und „unbedingt erforderlich“ beschreiben diese Anforderungen. Vergleiche, was du aus deinen Vorqualifikationen, den Erfahrungen und der Ausbildung erfüllst. Darüber hinaus gibt es in Stellenanzeigen Kann-Kriterien, die sich hinter Formulierungen wie „Wir wünschen uns …“, „ … zusätzlich bringen Sie … mit“ und „Ideal ist …“ oder ähnlichen verbergen. Das sind die Nice-to-haves, aber nicht Bedingung für den Job (das können spezielle Skills oder Zertifikate sein).

► Schritt 2: Beschreibe deine Kompetenzen

Nun gilt es im Lebenslauf das „Matching“ zwischen dir, deinen Vorkenntnissen und den geforderten Kriterien auf den Punkt zu bringen: Was davon hast du schon gemacht und in welchem Kontext? Du musst nicht alles erfüllen, aber plausibel machen können anhand von konkreten Beispielen, was du anzubieten hast. Bestimmt hast du dir „transferable skills“ im Studium oder in ersten Jobs erarbeitet.

Ein Beispiel: Du hast im Studium an einem Wissenschaftsprojekt gearbeitet, Forschungsergebnisse aufbereitet und eine Studierendengruppe koordiniert. Also hast du dabei wichtige Kompetenzen gewonnen: Teamkoordination, strukturierte Projektplanung und mehr. Diese Erfahrung kannst du für den angestrebten Job bereits anbieten. Argumentiere hier Punkt für Punkt.

► Schritt 3: Erzähle, was dich motiviert

Im Motivationsschreiben gehst du dann auf die nächste Ebene: Du stellst die Verbindung her zwischen dir, deinen Kompetenzen und wie du sie in dem neuen Job einbringen möchtest. Sei mutig, und mach dir über deine zukünftige Position schon mal Gedanken! Arbeitgeber*innen schätzen es, wenn jemand vorausdenkt und erste Ideen und gemeinsame Ziele formuliert.

► Schritt 4: Formuliere deine Skills aktiv …

Schau dir an, wie die Jobausschreibung formuliert ist. Suche aussagekräftige Keywords oder aktive Verben, die den Job beschreiben. Gehe auf diese Wörter in deiner eigenen Bewerbung ein, sodass sich hier deine Kompetenzen in dem geforderten Kontext spiegeln. Verwende Verben, die eine Aktivität beschreiben: initiieren, steuern, umsetzen, koordinieren, analysieren, steigern, verbessern etc.

► Schritt 5: … und dokumentiere sie mit Beispielen

Im Idealfall kannst du 70-80 Prozent der Muss-Kriterien einer Jobausschreibung erfüllen. Wenn du deine Skills und Kompetenzen darstellst, wähle aussagekräftige Beispiele und beschreibe damit verbundene Erfolgserlebnisse. Wenn du etwa als Social Media Manager*in erreicht hast, dass ein Instagram-Account um 40 Prozent mehr Follower hat, dann ist das ein schönes Beispiel für einen messbaren Erfolg.

► Schritt 6: Checke doppelt und dreifach

Im Bewerbungsprozess entscheiden Nuancen und Kleinigkeiten, ob du zum Interview eingeladen wirst. Egal ob sich fünfzehn oder fünfzig qualifizierte Bewerber*innen melden, es werden höchstens drei bis fünf zum Gespräch eingeladen. Sorge also dafür, dass es an deiner Bewerbung formal nichts auszusetzen gibt: keine Tippfehler, keine verschobenen Layouts, keine verschwommenen Fotos. Lese mehrfach Korrektur, lass auch Freund*innen, deine Schwester und den Bruder oder die künstliche Software-Intelligenz nochmals checken.

Um im Bewerbungsspiel ein Profi zu werden, musst du viel trainieren. Je genauer du auf eine Jobausschreibung eingehst und dich und deine Talente in diesem Kontext präsentierst, desto eher gewinnst du dieses Match. Ready for the game?


Andrea Waldbrunner

Karriereberaterin & Teamleiterin der Karriereberatung bei Karriereservice der Universität Wien | Uniport

 



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